Die Entstehung der Farbfassung an der neuen Skulptur "Maria von der Augenwende"
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Original: spätgotische Holzskulptur „Maria von der Augenwende“, kath. Heilig-Kreuz-Münster, Rottweil
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Kopie 2024: neue Holzskulptur für den Hochaltar in der evang. Predigerkirche, Rottweil
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Zusammenarbeit:
Anfertigung der Kopie in Lindenholz, Bildhauerin Andrea Wörner, Schiltach
Rekonstruktion der Farbfassung, Restauratorin Nora Heinken, Rehborn
Der Entwurf für die neue Skulptur
Zukünftiger Standort der Kopie soll der barocke Hochaltar in der Predigerkirche in Rottweil sein.
Die Skulptur soll, auf Wunsch der Landesdenkmalpflege, etwas vom Original abweichen. Ein Farbentwurf hierfür zeigt die ikonographischen Veränderungen: die Maria erhält ein Zepter in Lilienform, das Kind hält einen Apfel in der Hand, die Mondsichel, der Strahlenkranz und der Heiligenschein des Kindes werden weggelassen. Die seitlichen Falten im unteren Bereich des Mantels sind nicht original, sie werden reduziert.
Das Vergolderwerkzeug
Anhand von verschiedenen Mustern wird der richtige Farbton für das Blattgold und das Silber ausgesucht.
Das sehr dünne Blattgold wird mithilfe eines lederbezogenen Vergolderkissens in die richtige Größe geschnitten und mit einem breiten Anschießer-Pinsel vorsichtig auf die benetzte Fläche gelegt. Die anschließende Politur mit einem Achatstein verdichtet die Oberfläche und lässt die Vergoldung schließlich wie echtes Gold erscheinen.
Vorbereitung für die Polimentglanz-Vergoldung
Eine gelbe und eine rote Tonerde, der Bolus bzw. das Poliment, wird erwärmt und mehrfach dünn aufgetragen. Danach kann das Blattsilber und das Blattgold (23 Karat) "angeschossen" werden.Die Krone
Die Krone und der Bordürenschmuck mit Mantelschließe sind ursprünglich aus einer dünnen Metalleinfassung mit bunten Glassteinen. An der Holzkopie ist es materialbedingt anders. Die aus Lindenholz geschnitzten Schmucksteine mit dickerer Einfassung werden dementsprechend in Farbe auf Silber gefasst: die Versilberung wird in Rot und Umbra gelüstert, so dass die Steine transparent schimmern; die Einfassung erhält eine metallische Optik in graugrünen Farbtönen.
Der Hautfarbton, das "Inkarnat", wird in Anlehnung an die Farbigkeit des Originals (links), in mehreren Lasuren aufgebracht und glänzend poliert. Die Skulptur ist fertig gefasst.
Die Aufstellung in dem Hochaltar der Predigerkirche zeigt, dass sich die Farbigkeit des Goldes gut in den Kircheninnenraum integriert.